Welches Lernmanagementsystem sollten wir nutzen?

Während in einigen unserer Schulen Lernmanagementsysteme bereits zum Standard gehören, überlegen andere gerade, für welches der Angebote sie sich entscheiden sollen. Selbst die Schulträger, die sich für eine Anbindung an das digitale Lehr- und Lernportal entschieden haben (bzw. noch entscheiden), haben hier die Qual der Wahl: Neben moodle stehen auch die dBildungscloud, itslearning und das vom Freistaat angebotene Lernsax zur Verfügung. Andere Schulen nutzen die Office 365 nicht nur für die interne und externe Zusammenarbeit, sondern auch als Lernmanagementsystem.

In loser Folge werden künftig Schuladministratoren erzählen, wie sie das jeweilige Lernmanagementsystem in ihre tägliche Arbeit integriert haben, welche Vor- und welche Nachteile es aus ihrer Sicht bietet. Ergänzungen und Kommentare, weitere Erfahrungsberichte und Beispiele, aber auch Rückfragen sind herzlich gern willkommen und werden ebenfalls in den Materialien zum dLLP sowie auf unserer Website veröffentlicht.

In den ersten Berichten teilen Kolleg:innen ihre Erfahrungen mit itslearning und der dBildungscloud.

Erfahrungsbericht zur Arbeit mit itslearning an der Evangelischen Oberschule Klipphausen (EOK)

Von Patrick Karges, Lehrer und päd. IT-Admin. an der Ev. OS Klipphausen

An der EOK nutzen wir das Lernmanagementsystem (LMS) von itslearning seit dem Frühjahr 2021. Wir hatten uns bereits vor dem ersten Corona-Lockdown 2020 mit diversen LMS auseinandergesetzt und uns schließlich für itslearning entschieden, weil es zwar sehr viele Einsatzmöglichkeiten bietet, dabei aber eine leichte Benutzbarkeit auch für jüngere Lernende gewährleistet.

Die Einführung des LMS war bei uns zweigeteilt. Wir begannen die Homeschooling-Zeit zu Weihnachten 2020 zunächst mit einer Aufgabenversorgung durch ein Padlet. Als das LMS dann bei uns verfügbar war, probierten wir eine digitale Einführung in einer Versuchsklasse per Videokonferenz über BigBlueButton. Diese beinhaltete den ersten LogIn mit Änderung des temporären Anfangspassworts sowie eine kurze Einführung in die meistgenutzten Formate Aufgabe (einfache Aufgabenbeschreibung), Auftrag (Arbeitsauftrag mit Bearbeitung direkt im LMS) und Bearbeitung eines Word-Dokuments (z.B. Arbeitsblatt). Dabei wurden die Formate einerseits beispielhaft über die Bildschirmteilung gezeigt und dann selbst im LMS durch die Lernenden ausprobiert. Dafür wurden 90 Minuten veranschlagt.


Diese Art der Einführung war sicher nicht ideal und es folgten in der ersten Woche der Benutzung noch einige individuelle Anfragen, allerdings verlief die Einführung größtenteils problemlos, selbst digital in einer 5. Klasse. Das zeigt mit der einfachen Benutzbarkeit sicher eine der großen Stärken von itslearning. Auf Grund dieser positiven Erfahrung vollzogen wir noch während des Lockdowns die Umstellung auf itslearning in allen Klassen, ebenso mit einer digitalen Einführung in der dargestellten Art und Weise. Wie zu erwarten war, reduzierten sich Fragen und Probleme der Einführung, je höher die Klassenstufe war. Die neue 5. Klasse hatte den Vorteil einer Einführung in der Schule, was insbesondere den Prozess des ersten LogIns etwas vereinfacht hat. Ansonsten waren die Erfahrungen aber ähnlich zur digitalen Einführung, da auch hier dank BigBlueButton Fragen in Echtzeit gestellt und beantwortet werden konnten.

Inzwischen nutzen wir das LMS in allen Klassen auf mehreren Ebenen. Zum einen organisieren wir unsere Wochenplanarbeit (WPA) inzwischen vollständig über itslearning. Dadurch lässt sich an einigen Stellen viel Papier einsparen, da viele Materialien nicht unbedingt ausgedruckt werden müssen, wenn durch das LMS eine individuelle Erreichbarkeit für jede:n Lernende:n erreicht wird. Allerdings ist es dafür notwendig, dass an der Schule genügend Endgeräte zum individuellen Abruf der Aufgaben und Lösungen bereitstehen.

Außerdem läuft die Betreuung von Heimlernenden jetzt größtenteils über itslearning. Dazu nutzen wir einerseits die integrierten Arbeitswerkzeuge, um Aufgaben und Aufträge sowie Arbeitsmaterialien möglichst schnell und einfach zu übermitteln. Andererseits bietet auch der integrierte Chat gute Möglichkeiten zur synchronen oder asynchronen Kommunikation.

Im integrierten Kalender können Konferenzen übersichtlich und in direktem Bezug zu einem speziellen Kurs eingetragen werden. Auch Termine für Leistungskontrollen werden von manchen Lehrern und Lehrerinnen vermerkt. Leider ist der Kalender doch sehr spartanisch, erlaubt zum Beispiel nicht den Import bereits bestehender Termine oder die Verlinkung mit externen Kalendern. Über das Kurssystem haben wir ein schwarzes Brett eingerichtet, über das alle Lernenden der Schule einfach mit schulweiten Informationen – wie zum Beispiel dem tagesaktuellen Vertretungsplan – versorgt werden können. Ähnlich nutzen wir einen Kurs und den integrierten Dateimanager als digitales Lehrerzimmer, Mitarbeiterverzeichnis und zur Planung von gemeinsamen Terminen und Projekten. Auch das integrierte Buchungssystem nutzen wir inzwischen gerne zur einfachen Verteilung von Ressourcen wie Räumen oder digitalen Endgeräten.

Da itslearning als europaweit agierender Anbieter natürlich versucht, möglichst vielen Ansprüchen gerecht zu werden, beinhaltet das LMS viele Einstellungsmöglichkeiten und häufig können Ziele auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden. Das ist einerseits großartig, da es eine hohe Flexibilität erlaubt, bedingt aber auch eine gute Absprache im Kollegium, wie gewisse Abläufe umgesetzt werden sollen, damit die Bedienbarkeit für die Lernenden einfach und einheitlich bleibt. Außerdem gibt es aufgrund der andauernden Entwicklung immer wieder auch kleine Bugs, sowohl im System selbst als auch in der dazugehörigen App. Diese können einfach an den Support oder den entsprechenden Sachbearbeiter oder die Sachbearbeiterin weitergeleitet werden. Der Kontakt ist dabei stets freundlich und bemüht, allerdings dauert es teilweise doch sehr lange, bis Lösungen zur Verfügung stehen.

Insgesamt sind wir jedoch sehr froh, itslearning zur Verfügung zu haben. Die Akzeptanz im Kollegium ist hoch und das LMS wird von einem Großteil des Kollegiums gerne genutzt. Insbesondere während der Homeschooling-Zeiten und zuletzt dem kontinuierlichen Ausfall einzelner Lernender hat das LMS die Koordination wesentlich vereinfacht. Wir wollen es nicht mehr missen.

Nicole Woldrich vom Evangelischen Gymnasium Tharandt ergänzt:

Folgende Funktionen nutzen bei uns alle Kolleginnen und Kollegen:

  • komplette Raum- und Medienbuchungsverwaltung,
  • Lehrerzimmerkalender,
  • Projektgruppenaustausch (Fächerverbindender Unterricht in den Projektwochen, Methodentraining, Jahrgangsteams, Schülerrat)
  • Umfragen zu schulweiten oder klasseninternen Belangen (Schulfest, Klassenfahrt...)
  • Materialzusammenstellung für abwesende Schüler

Ich persönlich nutze bereits die neue Plandarstellung und füge noch am selben Tag alle Materialien aus dem Unterricht hinzu. Für selbständige Stunden erstelle ich i.d.R. eine spezielle Startseite und verlinke auf dieser die benötigten Materialien und Informationen. Für Freiarbeitsphasen erspare ich mir das Ausdrucken der Lösungen und stelle diese auch bei itslearning ein. Alle von mir unterrichteten Schüler haben zumindest einfache Kabelkopfhörer immer dabei und so sind auch Filmclips oder Hörfeature problemlos und individuell einsetzbar.

Wir arbeiten aktuell im Matheunterricht mit Geogebra. So können die Schüler ihre Lösungen (ohne Extrakonto) in itslearning einreichen und für die Weiterarbeit speichern. In Chemie nutzen wir darüber hinaus Portfolios zur Präsentation oder Learningapps zur Testvorbereitung.

Die Schüler meiner Klasse und ich nutzen den Klassenchat als gemeinsame Kommunikationsplattform und stellen dort ggf. Unterrichtsmaterial für erkrankte Schüler ein. In Englisch und Latein erstellen die Schüler selbst Lernspiele und diese werden dann als Lernpfad angelegt.

dBildungscloud - DAS Lernmanagementsystem (LMS) an der Ev. OS Großrückerswalde

von Frank Schubert, Lehrer und päd. IT-Admin an der Ev. OS Großrückerswalde

Mit der dBildungscloud, zuvor HPI-Schul-Cloud genannt, arbeiten wir an unserer Schule seit 2019. Als Erstes muss hervorgehoben werden, dass uns dieses LMS stabil, sicher und mit nur sehr wenigen Ausfällen durch die Zeit des Fernunterrichts gebracht hat.

Das System hat ein eigenes Identitätsmanagement. Über den Import einer csv-Datei ist es möglich, Nutzeraccounts schnell anzulegen und zu verwalten. Die Accounts können aber ebenso einzeln angelegt oder bearbeitet werden. Voraussetzung für die Anmeldung ist, dass jedem Nutzer zuvor eine Mailadresse der Schule zur Verfügung gestellt wird. Bei uns erfolgt die Bereitstellung über unseren Schulserver CRANIX. Auch das „Versetzen“ der Klassen bei Schuljahreswechsel ist sehr leicht durchzuführen. Die Verwaltungsaufgaben insgesamt sind mit ein wenig Einarbeitungszeit sehr gut zu stemmen. Die Klassen bzw. auch Gruppen werden von uns Lehrern je nach Bedarf zusammengestellt.

Eingesetzt wird die dBildungscloud in den Klassenstufen 5 bis 10. In den fünften Klassen haben wir in der Stundentafel eine zusätzliche Unterrichtsstunde „Medienkunde“ etabliert, wobei die dBildungscloud eine tragende Rolle spielt. In den folgenden Klassenstufen kann somit schon auf Grundkenntnisse aufgebaut werden. Jeder Schüler dieser Klassenstufe wurde mit einem personalisierten iPad ausgerüstet und hat somit immer Zugang zum LMS.

Die Handhabung der Lernplattform ist für Schüler und Lehrkräfte gleichermaßen intuitiv gestaltet.

Die Bedienoberfläche mit Kursen, Themen und den dazugehörigen Aufgaben ist sehr übersichtlich strukturiert und kann intuitiv genutzt werden. Es stehen zusätzliche Werkzeuge wie z.B. Texteditor, neXboard, GeoGebra-Arbeitsblatt, Etherpad u.a. für die Unterrichtsgestaltung bereit. Auch ist eine Einbindung von Artikeln oder Videos aus dem frei verfügbaren „Lern-Store“ möglich. Im System steht auch die Office-Suite „Collabora“ zur Verfügung. Damit  können die Schüler Dateien online bearbeiten, speichern und jederzeit wieder abrufen.

Mit der Erstellung von Teams wird es auch möglich, individuelle Lerngruppen in einer Klasse zusammenzustellen. Wenn der Lehrer selbst ein Team anlegt und die Schüler einlädt, dann besteht der Vorteil darin, den Schülern bei der Arbeit „über die Schulter“ zu schauen.

In jedem Kurs ist es dem Kursleiter auch möglich, Videokonferenzen in der „Blase“ des Kurses geschützt durchzuführen. Verwendet wird hier das Tool BigBlueButton. Administrativer Pluspunkt für uns Lehrer ist hierbei, dass die Schüler des betreffenden Kurses nicht extra in die Videokonferenz „eingeladen“ werden müssen. Im Terminkalender werden die Zeiten der Konferenzen hinterlegt und sind somit einsehbar. Die Kommunikationsplattform Sdui unterstützt uns bei termingebundenen Absprachen ebenso.

Beim Erstellen einer Aufgabe wird automatisch ein „Abgabeverzeichnis“ erstellt, in dem die Schüler die digitalen Lösungen in einer vorher vom Fachlehrer festgelegten Zeitspanne ablegen können. Der Lehrer hat somit immer den Überblick zum Stand, wer die Abgaben erledigt hat und wer nicht. Diese Lösungen können bewertet und in Worten eingeschätzt werden, was die Schüler dann wiederum einsehen können. Für uns als Lehrer bedeutet das natürlich Mehraufwand.

Bei Problemen mit der Bedienung stehen zu allen Inhalten der dBildungscloud zahlreiche Anleitungen und Videos im Hilfebereich zur Verfügung. Und wenn ich überhaupt nicht mehr weiter wusste, habe ich über ein Ticketsystem das Problem beschrieben und per Mail Hilfe erhalten. Die Antwort darauf erfolgt sehr zeitnah.

Jedem Nutzer werden die wesentlichsten Menüpunkte und die Arbeitsoberfläche übersichtlich angezeigt, Die Darstellung  ist auf dem Desktop des PC's, dem Tablet oder auf dem Smartphone sehr nutzerfreundlich gestaltet. Den Schülern werden nach erfolgreicher Anmeldung über die aktuell anstehenden Aufgaben informiert. Diese sind verlinkt und können so direkt angesteuert und bearbeitet werden. Der Überblick für uns Lehrer besteht jederzeit.

Die dBildungscloud bietet unseren Schülern u.a. auch die Möglichkeit, ohne Memory-Stick Dateien zu Hause und auch in der Schule jederzeit zur Verfügung zu haben. Die Ausrede “Ich habe den Stick mit der Präsentation vergessen“ gehört der Vergangenheit an.

Welche Hürden bestehen nach wie vor für die dauerhafte Nutzung der dBildungscloud in der Schule und zu Hause?

Eine Grundvoraussetzung für eine effektive Nutzung besteht darin, dass jeder Schüler, jeder Lehrer ein digitales Endgerät mit einer stabilen Internetverbindung (per WLAN) in der Schule, aber auch zu Hause zur Verfügung  hat. Das gilt sicherlich für jedes LMS. Um sich als Lehrer die Arbeit zu erleichtern, ist das Kopieren von Themen in parallel laufende Kurse sehr zeitsparend. An dieser Funktion wird derzeit noch gearbeitet.

Perfekt ist nichts. Die dBildungscloud ist dennoch eine große Bereicherung im Unterricht für unsere Schüler und uns geworden. Die Stabilität, Vielseitigkeit und die intuitive Bedienbarkeit des Lernmanagementsystems sind besonders hervorzuheben.

Mit Abstand betrachtet...

zeigen die Beispiele gut, wie sich Lernen und schulorganisatorische Prozesse verändern. Schon die Durchlässigkeit der Systeme, das Einpflegen der Aufgaben ermöglichen ganz andere Formen, diese Aufgaben zu bearbeiten, erweiterte Formen der Rückmeldung werden zum Standard und die übliche Dynamik von Gruppenarbeiten (eine:r arbeitet, die anderen langweilen sich, weil immer nur einer an der Präsentation arbeiten kann) gehört der Vergangenheit an. 

Bildquellen:

Nicole Woldrich, Evangelisches Gymnasium Tharandt (Bilder 1 und 2)
Frank Schubert, Ev. OS Großrückerswalde (Bilder 3 und 4)