Das war die Schulversammlung 2022

Wie neutral dürfen, sollen und müssen Lehrkräfte an evangelischen Schulen sein? Unter diesem Thema fand am 9. September die diesjährige Schulversammlung der evangelischen Schulen in Sachsen statt.

Das Thema wurde auf eindrucksvolle und berührende Weise schon im Gottesdienst eingeführt. Die Performance von Schülerinnen des Evangelischen Gymnasiums Tharandt haben wir zum Nachschauen auf unseren YouTube-Kanal gestellt und auch den anschließenden Impulstext können Sie noch einmal lesen und wirken lassen. 

OLKR Burkart Pilz lenkte als Kuratoriumsvorsitzender seinen Blick anschließend auf die zurück- und vor uns liegenden Herausforderungen. Er ging dabei auf die Pandemiefolgen, die notwendige Erarbeitung von Schutzkonzepten zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und auf den Personalmangel ein, der auch an den evangelischen Schulen nicht spurlos vorüberzieht, zumal wir nicht mit Verbeamtung locken können. Brit Reimann-Bernhardt konnte daran mit einer kurzen Auswertung der Lehrkräftebefragung zu Arbeitsbedingungen und Arbeitsaufgaben an evangelischen Schulen nahtlos anknüpfen: Die hier ermittelten Zahlen zeigen, dass sich entgegen vieler anderer Befragungen die Lehrkräfte zu einem sehr großen Anteil als zufrieden und selbstwirksam erleben. In einer Zeit, in der es vielen Berufsanfängern nicht mehr ausschließlich um ein hohes Einkommen geht, können wir die Ergebnisse gut nutzen, um Menschen für die Arbeit an evangelischen Schulen zu gewinnen. 

Zum Thema selbst hatten wir kompetente Gäste geladen. Dr. Roland Löffler, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für Politische Bildung betrachtete das Thema zunächst aus gesellschaftspolitischer Perspektive. Es folgte Ordinariatsrat Dr. Daniel Frank, Leiter des Katholischen Büros Sachsen, mit einer juristischen Perspektive.

Neutralität, sagte Dr. Löffler, ist nicht Feigheit. Neutralität ist eine aktive, selbstbewusste Rolle, die zwischen den Polen vermitteln kann. Und: Bei Menschenrechtsverletzungen gibt es keine Neutralität. Klar ist es wichtig, in der Schule auch über extreme und extremistische Positionen zu sprechen, sie zu entlarven, sie zu diskutieren, aber Neutralität wäre das falsche Signal. Fairness, Toleranz, Mitbestimmung, das Aushalten des Anderen - was wir von unseren Kindern und Jugendlichen verlangen, gilt auch für uns. Dr. Frank sieht eine besondere Verantwortung der konfessionellen Schulen in ihrer Gestaltungsfreiheit: Wenn der Staat hoheitliche Aufgaben - wie eben die Ausbildung junger Menschen - abgibt, muss er es auch aushalten, dass die Schulen andere, oft innovative Wege gehen, um die Kinder und Jugendlichen zum Abschluss zu führen. Und wir müssen mutig genug sein, diese Wege zu gehen. Der Abschluss ist dann wiederum Sache des Staates.

Drei Kernaussagen hat der sogenannte Beutelsbacher Konsens als kleinster gemeinsamer Nenner, der sich von der politischen Bildung gut auf das Handeln von Erwachsenen im System Schule in diesen schwierigen Zeiten anwenden lässt: Das Überwältigungsverbot, die Forderung, Dinge, die kontrovers in der Gesellschaft und Politik diskutierte werden, auch in der Schule kontrovers zu diskutieren und das Gebot, Schülerinnen und Schüler selbstständig eine Situation analysieren und zu einem eigenen Urteil kommen zu lassen (nachzulesen hier). Als Orientierung sind diese Aussagen auf alle Fälle hilfreich.

Performance der Schülerinnen des Evangelischen Gymnasiums Tharandt