Etwa 70 Vertreterinnen und Vertreter evangelischer Schulen in Sachsen haben sich am 2. Oktober im Haus der Kirche in Dresden zur Schulversammlung der Schulstiftung getroffen. Große Freude herrschte noch vor, denn nur zwei Tage vorher war das Evangelische Schulzentrum Muldental mit dem Themenpreis Demokratiebildung im Rahmen des Deutschen Schulpreises ausgezeichnet worden. Zur Schulversammlung erhielt Schulleiter Christian Straß stellvertretend noch einmal eine Würdigung und viel Applaus von seinen sächsischen Kolleginnen und Kollegen.
Außerdem wurde dem Evangelischen Kreuzgymnasium Dresden und der Förderschule Kleinwachau das Siegel „Unsere Schule ein sicherer Ort“ verliehen, weil sie ein Schutzkonzept zur Prävention von sexualisierter Gewalt erstellt haben.
Anschließend berichtete der Bildungsdezernent aus dem Landeskirchenamt, OLKR Burkart Pilz, von einer vergleichsweise guten und stabilen Situation der evangelischen Schulen. „Im Moment profitieren wir eher von den Veränderungen durch das Kultusministerium“, so Pilz. Er verwies etwa auf die „deutlich direktivere Politik gegenüber den verbeamteten Lehrern“. Die niedrige Geburtenrate allerdings werde in Zukunft den Druck auch auf die evangelischen Schulen erhöhen. Eine wesentliche Antwort darauf sei für Pilz, „dass das evangelische Profil stark und die Qualität gut bleibt, auch die Netzwerkarbeit“. In diesem Sinne knüpfte er beim Prozess „Kirche im Wandel“ an, der den Rahmen für eine mittelfristige Entwicklung der Landeskirche Sachsens setzen soll. Ausgehend vom Zwischenbericht der gleichnamigen Arbeitsgruppe der Kirchenleitung stellte Pilz als einer der beiden AG-Leiter auch die Überlegungen für die evangelischen Schulen als „dritte Orte kirchlichen Lebens“ vor. Jenseits von Kirchgemeinden und weiteren Orten verfasster Kirche, wie etwa bei Diakonie sowie Diensten und Einrichtungen der Landeskirche, seien Schulen dritte Orte, welche die kirchliche Arbeit ergänzten, so Pilz. Schulgemeinden sollten sich demnach ähnlich wie Studierendengemeinden oder evangelische Jugendhäuser als besondere Orte und Form einer Gemeinde verstehen.
Die Schulstiftung hatte zum Zwischenbericht bereits ein 14-seitiges Positionspapier erarbeitet, das die beiden Stiftungsvorstände zusammen mit Holger Schieck in groben Zügen umrissen. Zwar seien die 93 evangelischen Schulen mit ihren rund 17400 Schülerinnen und Schülern sehr vielfältig. Aber sie „haben gemeinsame Standards – ein evangelisches Profil“ und sich damit auf einen Orientierungsrahmen geeinigt, so Volker Schmidt. Sein Fazit und Ziel: „Schulen können zu echten Kirchorten werden, an denen Gemeinde entsteht.“ Dafür müssten das evangelische Profil weiter geschärft und Kooperationen vertieft werden.
In der Diskussion unter den Teilnehmenden wurde deutlich, wie unterschiedlich die Situationen der evangelischen Schulen und ihre Kooperationen mit Kirchgemeinden sind. Mitunter müsse man sich erstmal wieder gegenseitig kennenlernen, äußerten manche. Andere berichteten, dass die Zusammenarbeit bereits gut laufe und räumliche Ressourcen wie Kirch- und Schulgebäude bereits gemeinsam genutzt würden. Auch in der gemeinsamen personellen Nutzung etwa von Pfarrerin, Hausmeister oder Kirchenmusiker sahen Einige noch Potentiale. Siegfried Kost, Geschäftsführer des Schulvereins Futurum Vogtland, nimmt durch den Zwischenbericht der Kirchenleitung und das Positionspapier der Schulstiftung einen stärkeren Blick auf Schulen als eigene Orte kirchlichen Lebens wahr. Nicht selten werden Schulgottesdienste anders gefeiert, oft sind die Schüler beteiligt. Der Anteil der Christen unter den Schülerinnen und Schülern – und auch unter den Mitarbeitenden – gehe immer weiter zurück. Deshalb bieten evangelische Schulen eine riesige Chance, Menschen mit dem Glauben bekannt zu machen, waren sich alle Anwesenden einig.
Insgesamt sollten sich Schulen und Kirchgemeinden auf ihre jeweiligen Stärken besinnen, ohne sich Konkurrenz zu machen, hieß es. Die Schulen seien mit den Jahren stärker geworden, die Kirchgemeinden eher schwächer. „Deshalb geht bitte aufeinander zu“, war ein Fazit des Tages.
Autor: Uwe Naumann, Redakteur DER SONNTAG

