Partnerkonferenz der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung

Im Mittelpunkt der diesjährigen Partnerkonferenz, zu der wir als Kooperationspartnerin eingeladen waren, stand die Frage, wie politische Bildung auch an den Schulen in der Kultur der Digitalität gelingen und welche Rolle der Mensch dabei einnehmen kann und soll. Nach der Begrüßung durch den Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Dr. Roland Löffler, konnte ich dann in zwei Vorträgen die große Bandbreite von Herangehensweisen an Bildungsprozesse nachvollziehen. Der Philosoph und ehemalige Kulturstaatsminister Professor Julian Nida-Rümelin schaffte es, in der kurzen Zeit von etwa 30 Minuten Grundlagen des Humanismus und der heutigen demokratischen Grundordnung darzustellen und Chancen und Risiken des digitalen Wandels herzuleiten. In seinen Thesen geht er davon aus, dass nicht die Technologien darüber entscheiden wie human wir leben, sondern wie wir Menschen die digitalen Technologien einsetzen. Wissen entsteht durch die Einordnung von Daten in einen begründeten Zusammenhang, und das ermöglicht Orientierung. Demokratie beruht genau auf dieser Einordnung und auf der Annahme, dass der Mensch Vernunft habe, deshalb werden Menschen Richtungsentscheidungen anvertraut. Aber wie viel Arbeit und Anstrengung nehmen wir auf uns, die Technologie zu beherrschen und nicht den Bequemlichkeiten von Algorithmen zu erliegen? Mit wieviel Freiheit können wir als Menschen umgehen, denn Freiheit bedeutet Verantwortung? Inwieweit glauben wir an eine Determiniertheit des Daseins?

Genau in dieser Frage – was wollen und können wir als Menschen tun, um uns als Autoren unseres Lebens zu erleben - geht Marina Weisband nach. Sie beschreibt Kommunen und Schulen als Orte der Selbstwirksamkeit; These: wir werden als Kunden/Konsumenten sozialisiert – wie werden wir Erwachsenen/Lehrkräfte zu Gestaltern und verhelfen auch Kindern und Jugendlichen dazu?

Wie kommen Lehrkräfte von der Autorität zur Gastgeberschaft? Wie lernen Lehrkräfte den Umgang mit der Unsicherheit – bei der Wissensvermittlung sind sie vorbereitet, bei der Begleitung weiß man nicht, was rauskommt… Wie bereitet Schule die Jugendlichen auf Berufe vor, die es heute noch nicht gibt? Und wie werden Prüfungen neu gedacht und gemacht, wenn Bildungsräume hinsichtlich Kommunikation, kritischem Denken, Kreativität und Kollaboration neu gestaltet werden mit vernetzten Institutionen und selbstwirksamen pädagogischen Fachkräften?

Im Projekt „aula-Schule gemeinsam gestalten“, das von Marina Weisband geleitet und begleitet wird, üben alle an Schule Beteiligten genau das: Selbstwirksamkeit – aktive Mitbestimmung im Alltag mithilfe einer Online-Plattform und didaktischer Begleitung für demokratische Praktiken und Kompetenzen.

Und bevor Sie jetzt sagen: „Oh je, noch ein Projekt, was soll ich denn noch alles machen…?“, schauen Sie hinein in die Vorträge, begegnen Sie Ihrer Skepsis offensiv, fragen Sie sich, was Sie wollen, in welcher Gesellschaft Sie leben wollen und welche Jugendliche Ihre Schule verlassen sollen.

Schule ist (auch) dazu da Begegnungen zu ermöglichen, Begegnungsorte zu schaffen – für alle an Schule Beteiligte.

Zu den Vorträgen

Brit Reimann-Bernhardt