Geschichte für alle in "Zeitlupe"

Historische Personen berichten Kindern in Podcasts und Gebärdensprache von Ungerechtigkeit

Der Kirchenbezirk Freiberg hat mit einem herausragenden inklusiven Ansatz ein spannendes Projekt für Kinder ins Leben gerufen. Hör- und sehbehinderte Heranwachsende werden gleichermaßen mitangesprochen. Alle bekommen Beispiele aus der Geschichte berichtet, was Diskriminierung anrichten kann. Evangelische Schulen können die Podcasts, die auch in Gebärdensprache verfügbar sind, gut in den Unterricht einbauen…

Ausgrenzung hat es schon immer gegeben – und die Folgen waren immer dramatisch. Das sollen Kinder durch die Erlebniserzählungen von historischen Persönlichkeiten wie Elisabeth von Thüringen, Desmond Tutu und Esther aus der Bibel erfahren. Mit dem Namen „Zeitlupe“ wurde daher ein Online-Tool geschaffen, das auch zu Corona-Zeiten wunderbar in schulischem Rahmen eingesetzt werden kann.

Das Besondere am multimedialen Aufbau ist, dass das Projekt von Anfang an inklusiv gedacht wurde. Somit konnte eine Lücke in der deutschsprachigen Bildungslandschaft geschlossen werden. Denn bisher hatten hör- oder sehbehinderte Kinder kaum Zugang zu diskriminierungspräventiven Schulinitiativen.

„Mein Anliegen ist es, dass die Kinder emotional berührt werden“, sagt Nora Henker und führt aus: „Sie sollen sich z.B. in den kleinen dunkelhäutigen Desmond Tutu hineinversetzen, der irgendwann merkt, dass er nur wegen seiner Hautfarbe in allen Bereichen des Lebens benachteiligt wird. Dadurch beginnen die Kinder, Themen wie Rassismus und Ungerechtigkeit aufgrund von Hautfarbe oder Religion zu verstehen. Das Beispiel der vorgestellten Personen soll die Kinder ermutigen, selbst aktiv zu werden und sich gegen Ausgrenzung und für mehr Menschlichkeit einzusetzen.“

Die „Zeitlupe“ schlägt auf diese Weise drei Fliegen mit einer Klappe. Sie verbindet die Teilhabe aller Kinder am Geschichtsunterricht gleichzeitig mit der gerade in Sachsen ungemein wichtigen Anti-Rassismus-Arbeit. Und setzt noch einen drauf: Sie bietet das alles in einem zeitgemäßen Format mit einer eigenen Homepage, auf Facebook, Instagram und YouTube an.

„Unser Plan ist es, jeden Monat eine neue Geschichte zu veröffentlichen. Wir sind gespannt auf die Rückmeldungen der Kinder und wollen immer besser darin werden, so zu erzählen, dass alle teilhaben können. Das ist eine schöne Herausforderung“, verrät Henker. Sie hofft auf Unterstützung: „Im Moment laufen die Förderanträge zur Finanzierung der Zeitlupe im Jahr 2021.“ Die Schulstiftung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens findet das Projekt auf jeden Fall preisverdächtig.

Das Theologisch-Pädagogische Institut Moritzburg veranstaltet am 3. März 2021 einen passenden Online-Kurs mit dem Thema „Kinder lernen mit Podcasts“. Mehr Informationen gibt's hier.

 

Hintergrundinformationen zu den Machern der "Zeitlupe":

Mit im Team von Nora Henker sind Claudia Hempel und Katrin Floss von skills, Partnerschaft für bilinguale Kommunikation, Ute Plank, die als Künstlerin die Geschichten illustriert und Bernhard Nähter, der die Geschichten als Video-Editor zusammenschneidet. Ein großer Dank geht an das Gestaltungs- und Entwicklungsteam Michael Gibis und Daniel Ehniss, die der Zeitlupe ihr hervorragendes Erscheinungsbild und eine einfach zu bedienende technische Heimat gegeben haben. Als Kooperationspartner dabei sind der Verein Visukids e.V., das Theologisch-Pädagogische Institut Moritzburg und das inklusive Kunstprojekt »Farbtupfer« der Diakonie Sachsen. Mit ihnen zusammen werden in der Kinderkirche Weistropp Kunstwerke zu einer der Geschichten zum Thema Gebärdensprache entstehen. Die Werke gehen dann mit einer Ausstellung auf Wanderschaft. Eine inklusive Veranstaltung gemeinsam mit dem Verein Visukids e.V. wird für den nächsten Sommer vorbereitet. Wir wollen persönliche Begegnung ermöglichen und dadurch Barrieren abbauen. Aufgrund von Corona zur Not auch per Internet. Ein Dank geht auch an Andere Zeiten e.V., DAFEG (Deutsche Arbeitsgemeinschaft für ev. Gehörlosenseelsorge e.V.) und Jugendarbeit Barrierefrei als Teil des Landesjugendpfarramts.