Drei neue Thesen zur Schulsozialarbeit

Weitere Forschungsergebnisse während der Corona-Zeit liegen vor

Ein Forschungsteam aus Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen unterschiedlicher Institutionen der Landeskirche Sachsens sowie der Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit hat nun die Ergebnisse einer zweiten sachsenweiten Mixed-Methods-Befragung von Schulsozialarbeiter*innen in einem Zwischenbericht veröffentlicht.

Auf der Basis von 168 Datensätzen werden Einschätzungen, Sichtweisen und Erfahrungen von Schulsozialarbeiter*innen aus dem gesamten Freistaat Sachsen zu ihrer Tätigkeit in der Zeit des eingeschränkten schulischen Regelbetriebes im Sommer 2020 dargestellt und diskutiert.

Dabei haben sich unter den zehn Abschlussthesen drei wichtige Resultate herauskristallisiert:

1.  Schulsozialarbeiter*innen haben sich spontan, flexibel und kreativ an die veränderten Bedingungen der Kommunikation mit den Adressat*innen und Kooperationspartner*innen angepasst. Die Befragungsergebnisse zeigen jedoch auch, dass eine Ausstattung mit einem Internetzugang, Diensthandys, Webkameras und Notebooks sowie verlässliche Handlungsleitlinien im Sinne der Datensicherheit und gleichermaßen der Lebensweltorientierung der Kinder und Jugendlichen noch nicht flächendeckend gewährleistet ist. Schulsozialarbeiter*innen benötigen deshalb kurzfristig eine zeit- und anforderungsgemäße Ausstattung für die digital gestützte Kommunikation sowie eine klare
(datenschutz-)rechtliche Orientierung.

2. Die Kooperation und der Austausch zwischen Schulsozialarbeiter*innen und schulischem Fachpersonal hat sich im Vergleich zwischen der ersten (April bis Mai 2020) und der zweiten (Juli 2020) Befragung an einigen Standorten verbessert. Ursächlich hierfür sind vermutlich breite schul- und lernunterstützende Tätigkeiten seitens der Schulsozialarbeiter*innen sowie ein
gestiegener Bedarf an sozialpädagogischer Expertise am Standort Schule.

3. Schulsozialarbeit reagiert auf pandemiebedingte, multiple Problemlagen, für die sich die Schule aufgrund ihrer leistungsorientierten Systemlogik nicht oder nur teilweise zuständig sieht und die sie zum Teil – sicher nicht intendiert – fortschreibt. Diese Problemlagen können aufgrund ihrer Systemimmanenz und Komplexität jedoch nur teilweise durch Schulsozialarbeit bearbeitet werden. Es liegt auf der Hand, dass nötige Maßnahmen zum Abbau von sich gegenwärtig verstärkenden Bildungsungleichheiten und Benachteiligungen nicht im Einflussbereich der Schulsozialarbeit, sondern auf sozialpolitischer und bildungspolitischer Ebene liegen. Sie wären in einem ressortübergreifenden Schulterschluss zu entwickeln und umzusetzen.

Die Befunde liefern ein umfassendes zeitaktuelles Bild zur hohen Flexibilität und Kreativität, mit der Schulsozialarbeiter*innen auf die veränderten Bedingungen ihrer Tätigkeit im Sinne ihrer Klient*innen reagieren. Gleichermaßen wird sichtbar, dass das noch relativ junge Handlungsfeld der Schulsozialarbeit weiterentwickelt und professionalisiert werden muss, um seinen Kernanliegen und - aufgaben gerecht werden zu können. Gleichermaßen werden schulpädagogische Fragen und Herausforderungen sichtbar, die sowohl auf Grenzen der Schulsozialarbeit als auch auf Schieflagen des Bildungssystems verweisen.

Der zweite Zwischenbericht ist die nunmehr dritte Publikation des Forschungsteams und erscheint nach dem Bericht zur ersten Erhebungsphase (veröffentlicht im Juni 2020) und einem an Bildungs- und Sozialpolitik adressierten Zwischenruf (veröffentlicht im November 2020).

Geplant sind zwei weitere Befragungen. Im Längsschnitt der Befunde werden nicht nur zeitspezifische Aussagen, sondern auch Aussagen zu Entwicklungsdynamiken des Handlungsfeldes Schulsozialarbeit sichtbar und diskutiert.

 

Die Projekthomepage und die -publikationen finden Sie hier.

 

Projektbeteiligte / Kooperationspartner*innen:

Prof. Dr. Constanze Berndt (ehs)

E-Mail: constanze.berndtwhatever@ehs-dresden.de

Dr. Brit Reimann-Bernhardt (Schulstiftung der Evangelischen Landeskir­che Sachsens)

E-Mail: brit.reimann-bernhardtwhatever@evlks.de

Kathleen Jevlasch (Diakonisches Werk der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens e.V.)

E-Mail: kathleen.jevlaschwhatever@diakonie-sachsen.de

Heike Gruhlke (Ev.-Luth. Landesjugendpfarramt Sachsens)

E-Mail: h.gruhlkewhatever@evlks.de

Wolfgang Müller (LAG Schulsozialarbeit Sachsen)

E-Mail: lagwhatever@schulsozialarbeit-sachsen.de

Ansprechpartnerin für weitere Informationen:

Prof. Dr. Constanze Berndt, Tel. 0351/46902 345

E-Mail: constanze.berndtwhatever@ehs-dresden.de

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